Frühjahrslorchel essbar?

Frühjahrslorchel essbar?

Mit dem Frühling beginnt die Zeit der Morcheln und Lorcheln. Während Morcheln als sehr gute Speisepilze gelten und sehr schmackhaft sind, gibt es zu den Lorcheln widersprüchliche Meinungen. Gyromitra esculenta! Ist die Frühjahrslorchel essbar oder was hat es mit ihrem Beinamen Giftlorchel auf sich?

Frühjahrslorcheln (Gyromitra esculenta) wachsen zur gleichen Zeit wie die Speise-Morcheln. Du erkennst Lorcheln an ihrem hirnartig in Wulsten gewundenen Hut. Die Hutfarbe kann von rotbraun bis kastanienbraun oder auch dunkelbraun variieren. Ihr Stiel ist weißlich und hohl, jedoch kammerartig, was sie von der Morcheln unterscheidet. Sie wächst meist in Gruppen auf sauren Böden im Nadelwald bei Fichten und Kiefern. Der sehr angenehme Geruch verleitet zum Verzehr. Doch Vorsicht: dies bedeutet nicht, dass die Frühjahrslorchel essbar ist.

Frühjahrslorchel essbar? – NEIN!

Frei übersetzt bedeutet „esculenta“ soviel wie Speise oder essbar. Sie wurde früher auch in unseren Breiten als Speisepilz verwendet.  Mittlerweile ist sie jedoch als potenziell tödlich eingestuft, da sie den sehr gefährlichen Giftstoff Gyromitrin enthält. Von ihrem Verzehr ist dringend abzuraten! Dies gilt auch wenn sie in Osteuropa und Skandinavien entgegen allen Empfehlungen manchmal noch als Speisepilz verwendet wird. Hier spielt die Zubereitung eine wesentliche Rolle, denn auch in diesen Regionen wird sie nur nach besonderer Vorbehandlung durch Trocknung und mehrmaligem Abkochen gegessen. Allein dieser Aufwand ist ein Indiz für die potenzielle Giftigkeit der Frühjahrslorchel.

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Frühjahrslorchel Leberversagen und Tod

Frühjahrslorchel essbar?

Die Frühjahrslorchel wird in manchen Gegenden auch Stocklorchel , Faltenschwamm oder Kauerlorchel genannt. Es handelt sich jeweils um ein und die selbe Art. Gelangt das enthaltene Gift Gyromitrin in den Verdauungstrakt, kann dies je nach Dosis zu starker Übelkeit und sehr unangenehmen Brechdurchfällen führen. Die bereits in einer einzigen Lorchel enthaltene Menge Gyromitrin kann sogar zu Organ- und Leberversagen und letztendlich zum Tod führen. In alten Pilz- und Kochbüchern wird die Lorchel tatsächlich als Speisepilz aufgeführt. Allerdings weicht die Zubereitung dieser Schlauchpilze stark von der klassischer Speisepilze ab. In der Regel ist mehrmaliges Abkochen eine der besonderen Vorgehensweisen. Da das enthaltenen Gift jedoch flüchtig ist, gelangt es über die Kochdämpfe in die Raumluft und kann eingeatmet werden. So ist das Risiko einer Vergiftung über die Atemwege bereits während der Zubereitung recht hoch.

Leberversagen und Tod durch Gyromitrin

Gyromitrin ist ein leicht flüchtiges und wasserlösliches Gift, das im menschlichen Körper zu Monomethylhydrazin umgewandelt wird. Beim Kochen verflüchtigen sich etwa 99% der enthaltenen Giftmenge. Die Symptomatik einer Vergiftung variiert je nach aufgenommener Menge und dem eigenen Körpergewicht. In rohem Zustand enthält eine mittelgroße Lorchel bereits ausreichend Gyromitirn für einen tödlichen Verlauf.

Die Vergiftung mit Gyromitrin bzw. deren Symptome nehmen stets einen ähnlichen Verlauf: Nach einer Latenzzeit von 6-24 Stunden treten Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen sowie teilweise auch wässrige Durchfälle auf. Bei geringer Dosis klingen diese Symptome nach 2-5 Tagen ab. Ist die aufgenommene Giftmenge jedoch größer, so entstehen in dieser Zeit bereits Niereninsuffizienz, Organblutungen und schwere Leberschäden. Anzeichen dafür sind Gelbsucht, Störungen des zentralen Nervensystems und geringe bzw. teilweise ausbleibende Urinausscheidungen. Nach weiteren 2-3 Tagen können Atemstillstand, Hirnödeme oder ein Kreislaufzusammenbruch zum Tod führen.

Sowohl von der Zubereitung als vom Verzehr der Frühjahrslorchel rate ich dringend ab!

Bastian / pilz-und-kraut.de

Weil die Frühjahrslorchel einer der tödlich giftigen Verwechselungspartner der Speisemorchel ist, solltest Du sie unbedingt kennen. Sammelst Du Morcheln zum Verzehr, so musst du auch die Frühjahrslorcheln einwandfrei identifizieren können!


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